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Einschlafen - Die Suche nach dem Sandmann. Im Comic--Stil gezeichnete junge Frau am schlafen und träumen.

Einschlafen - Die Suche nach dem Sandmann

Schlaf ist für die Gesundheit dasselbe wie der Einführungstext in einen Blog-Artikel: Essentiell! Schlaflosigkeit und speziell Einschlafprobleme sind jedoch weit verbreitet, ebenso Mittel und Praktiken, die dem entgegenwirken sollen. Mit mehr oder minder erfolgreichen Resultaten.

Viele Menschen kennen Schlafstörungen. Umfragen zeigen, dass etwa 25 Prozent der Erwachsenen an Schlafstörungen leiden. Mehr als jede zehnte Person erlebt ihren Schlaf häufig oder dauerhaft als nicht erholsam. Damit zählen Schlafstörungen zu den häufigsten gesundheitlichen Beschwerden.

Es gibt eine Vielzahl von innerlichen oder äusserlichen Gründen, warum jemand Schlafprobleme haben kann. In einigen Fällen ist eine medizinische Abklärung unabdingbar, in anderen Fällen reichen einfache Hausmittel. Schlafstörungen selber sind ein weites Feld und manifestieren sich auf ganz unterschiedliche Weisen. 

"Schlaf mein Kindchen, schlafe ein…"1

Wir betrachten in diesem Beitrag das Problem des Einschlafens. Oh, wenn man bis 5 Uhr morgens zockt und sich dann um 7 Uhr aus dem Bett quälen muss, zählt das übrigens nicht nicht als Einschlafproblem. Das ist es erst, wenn man im Bett liegt und der Sandmann einfach nicht kommen will. 

Was man bei Schwierigkeiten beim Einschlafen machen kann, und was helfen soll, ist eigentlich fast allen bekannt. Anbei eine unsortierte und unvollständige Auflistung von Möglichkeiten:

  • Regelmässiger Schlafrhythmus
  • 1 Stunde vor dem Schlafen gehen in keinen Bildschirm mehr starren
  • Kein schweres Abendessen
  • Pflanzliche und chemische Hilfsmittel (Medikamente)
  • Ein Orgasmus 
  • Kühles Schlafzimmer von 16-19°
  • Atemmeditationen
  • Muskelentspannung
  • Entspannungsmusik
  • Bequeme Liegestätte
  • Sorgen aufschreiben
  • Nicht krampfhaft versuchen einzuschlafen
  • Etc.

Generalisiert lässt sich sagen, dass jeweils in einem von 3 Bereichen versucht wird anzusetzen:

  1. Schlaffördernde Umgebung
  2. Physische Entspannung
  3. Psychische Entspannung

Der Nutzen dieser Massnahmen ist sehr individuell. Alles kann und nichts muss helfen. 

Nach meiner Meinung ist in sehr vielen Fällen ein voller bzw. dauerdenkender Kopf schuld, dass man nicht einschlafen kann. An diesem Punkt setze ich an. Was heisst das? Meditation? In Lotusstellung "Om" singen, um den Kopf zu leeren? Natürlich gibt es dutzende von Apps und Videos, die genau in diese Kerbe schlagen und das "Loslassen" mittels Naturgeräuschen, meditativer Musik, ASMR-Sprache und mehr unterstützen wollen. Vielleicht mag das einigen helfen, bei mir klappt das jedoch nicht. 

Sich vorzustellen man wäre an einem Sandstrand am karibischen Meer, oder an einem anderen Happy Place, ist ja toll und entspannend, aber nach 2 Minuten frag ich mich "Und jetzt? Wo krieg ich einen Laptop und WLAN her um eine Runde zu zocken und auf Twitter abzuhängen?". Das übliche "Alles loslassen"-Prinzip, welches Meditationen oftmals beschwören, mag mit viel Übung durchaus hilfreich sein, ich habe aber weder die Geduld noch genügend Motivation dazu. Stattdessen nutze ich eine für mich spassigere Variante:

Die volle Hand

Schlafprobleme in der deutschen Cyberpunkbubble auf Twitter

Nur 18% sagen sie hätten nie Einschlafprobleme, 50% sogar oft bis meistens.

Schlafprobleme in der Cyberpunkbubble auf Twitter

Als End-Teenie und Anfang-Tweenie hatte ich regelmässig Einschlafprobleme. Zu sehr raste mein Gedankenkarussell im Kreis, als dass ich hätte im entspannenden Schlaf versinken können. Dies zu stoppen war mir fast unmöglich, egal was ich versuchte. Bis ich für mich entdeckt habe, dass ich es gar nicht stoppen muss, sondern nur wählen auf welchem Wege meine Gedanken rasen sollen. Ich vergleiche es manchmal mit einer vollen Hand, die fest etwas gepackt hat und einfach nicht loslassen kann. Meist ist das, was man gepackt hat, etwas das kratzt und beisst und stört. Loslassen klingt vernünftig, aber jeder der schon mal ein Gedankenkarussell im Kopf hatte (was geschätzt 100% der Erdbevölkerung betrifft), weiss, dass dies gar nicht so einfach ist. Sobald man die Hand leert, will die sofort wieder etwas packen und dann packt man wieder dasselbe, das man losgelassen hat. 

Es sei denn man entscheidet sich bewusst dazu, etwas anderes in die Hand zu nehmen. Etwas das Spass macht, interessant ist und mit keinerlei Stress verbunden. Denn wenn die Hand schon voll ist mit etwas angenehmen, haben stressige und nervigen Sachen gar keinen Platz mehr in der Hand. Für diese Methode sind Nerds und Zocker prädestiniert: Es geht um Fantasie und Vorstellungskraft.

Anpacken, nicht Loslassen – die Imagination des Banalen.

Sich einen leeren idyllischen Sandstrand vorzustellen, wo man sich hinfläzt und in der Sonne sich brutzeln lässt, ist für viele keine funktionierende Methode um zur Ruhe zu kommen. Wie also sonst den Kopf mit etwas Angenehmen füllen? Ganz einfach: Baut euch ein Raumschiff. Wirklich! Entwerft in euren Gedanken ein Raumschiff nach eurem Geschmack. Welche Form hat es? Wie groß? Stellt es euch plastisch vor. Wo sind die Schlafkabinen, wo der Maschinenraum und ist die Kapitänskajüte zuoberst oder zuunterst? Wer Starfield spielt kann sich dort Inspirationen holen. 

Ihr habt Mass Effect gespielt? Dann schlendert doch mal durch die Normandy. Beginnt beim Eingang, schneldert durch alle Gänge und Räume auf allen Etagen und schaut euch um. Wen treff ihr wo? Seid ihr mehr der Stratege? Dann überlegt euch welche Flottenzusammensetzung in Stellaris wohl am meisten Sinn machen würde. Was, wenn 200 Torpedo-Fregatten auf 25 Schlachtschiffe treffen?

Habt ihr es nicht so mit Science Fiction? In Fallout4 könnt ihr Siedlungen bauen. Spaziert durch die Siedlung und erklärt einem Besucher warum was wo ist. Was habt ihr euch überlegt beim Aufbau? Warum stehen die Schlafbaracken neben der lärmenden Bar? Oder möchtet ihr lieber mit Geralt Novigrad erkunden? 

Ihr lest lieber und zockt keine Games? Dann geht doch die Reise von Frodo in Gedanken nach. Jedes fiktive Universum, ist geeignet für solche Gedankenspiele, solange es klare Abgrenzungen zur realen Welt gibt, keine Berührungspunkte die mit Stress oder anderen negativen Gefühlen behaftet sind.

Die Beschäftigung und die Visualisierung von etwas banalem und fiktivem, verdrängt das Grübelnde, welches mich am Einschlafen hindert. Ich kann damit oftmals innerhalb von wenigen Minuten einschlafen, wenn ich will. Wichtig ist dabei sich in ganz banale Sachen und Themen zu vertiefen. Ein adrenalingeschwängertes Ballerspielmatch in Gedanken nachzuspielen ist kontraproduktiv, ebenso sehr emotionale oder sexuell zu aufgeladenen Momente. Es darf simpel, skurril, nerdig, lustig, traurig, sogar dumm und auch sinnlos sein, solange ihr eure Kraft der Vorstellung nutzt und dabei ungewollte Gedanken verdrängt. Taucht ein in die Welt der Fantasie und geniesst es.

Ob dies auch euch beim Einschlafen hilft, kann ich nur hoffen, aber ich will euch hiermit eine weitere Option zum allgemein üblichen "Leeren des Kopfes" anbieten.

Und damit sage ich gute Nacht und wünsche süsse Träume!

Quellen/Zitate

  1. Eingangstext vom "Schlaflied" von "Die Ärzte"

Autor*innen dieses Beitrags

Natalja Kusmin

Keep flying and stay shiny

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